Sonntag, 13. September 2009

Kurze Leseprobe: Auftritt Märchenprinz / Short excerpt: Enter Prince Charming

Noch ist der Prinz nicht aktiv in der Geschichte erschienen - aber am Rande darf man ihn ja schon mal erwähnen, nicht wahr? Quasi tippfrisch direkt von der Tastatur zum Blog.

"In den Tagen nach dem Minnesängerfest kehrte allmählich wieder Ruhe im Schloss ein. Prinzessin Gwendolein sonnte sich noch ein wenig im Glanz ihrer Erfolge bei Fest und Ball, ging dann aber bald wieder zu ihren Lieblingsbeschäftigungen über: Sie las fleißig alle Pergamentrollen mit dem neusten Klatsch und Tratsch und quietschte jedes Mal vergnügt, wenn sie wieder irgendwo lobend erwähnt wurde, schrieb ausführliche Briefe an ihre prinzesslichen Freundinnen im Ausland, in denen sie sich jeweils lang und breit erzählten, was sie wann und wo für Kleidung und Frisuren getragen hatten, wer alles mit ihnen getanzt und geschäkert hatte und wen von ihren Anbetern sie denn am hübschesten, elegantesten und männlichsten fanden. Allgemein schien man übrigens diesbezüglich in der Prinzessinnenwelt derzeit der Meinung zu sein, dass Prinz Lambert von Lochnessien der allercharmanteste, bestaussehende und vor allem männlichste junge Herr unter allen Prinzen im heiratsfähigen Alter sei. Denn Prinz Lambert zeichnete sich nicht nur durch exzellente Erziehung, erstaunlichen Kenntnissen aller Hoftänze und ein „sooooo liebes Lächeln!!!“ aus, wie Prinzessin Wiebke in einem ihrer Schreiben nicht aufhören konnte zu betonen. Nein, er war auch der erfolgreichste Drachentöter seiner Generation, was die Damen zwar ein kleines bisschen ängstigte, denn wenn ein Prinz eine Prinzessin freien wollte, so brachte er ihr traditionsgemäß den Kopf des geschlachteten Tieres mit und legte ihn ihr zu Füssen, was die meisten Prinzessinnen wiederum etwas eklig fanden. Doch andererseits war es nun einmal so, dass Drachentöten in den Königshäusern als die heldenhafteste Tat überhaupt galt, lange vor siegreichen Schlachten (denn dafür hatte man seine Heerführer und vor allem seine Soldaten, die gekrönten Häupter beobachteten die kriegerischen Scharmützel stets aus sicherer Entfernung) und auch vor dem Besiegen von Zauberern und Hexen. Der Grund für Letzteres war, dass die meisten Zauberer schlau genug waren, um sich angesichts ihrer drohenden Ausrottung auf die Seite der Königshäuser zu schlagen, wo sie die meiste Zeit Gutes taten und nur ab und zu aus alter Gewohnheit einen Lakai in ein Schwein verwandelten oder aus Jux das Schwert eines Ritters von niederem Rang in einen Felsen steckten, wo dieser es dann unter Aufbietung all seiner Kräfte und dem Gelächter seiner Freunde wieder rauszerren musste. Die Hexen wiederum hatten sich ebenfalls aus purem Überlebenswillen mehr und mehr auf das Backen von Lebkuchen aller Art konzentriert und stellten ihre kunstvollen Werke mittlerweile auf Jahrmärkten und Volksfesten überall aus. Die Begabtesten unter ihnen konnten sogar Festanstellungen bei manchen fürstlichen Häusern ergattern, wo sie die herrschaftlichen Gärten mit knusprigen Lustschlösschen und filigranen Pavillons ausstatteten, die einfach zum Anbeißen waren.

So kam es also, dass Drachentöten die wünschenswerteste Eigenschaft war, die ein Prinz überhaupt mit sich bringen konnte, und gerade in Lochnessien hatte das Aufspüren und Erlegen dieser Biester lange Tradition, weswegen es nicht weiter erstaunte, dass Prinz Lambert sich in dieser Disziplin mehr auszeichnete als jeder andere königliche Sprössling. Weswegen er nicht nur bei den Prinzessinnen (denen allerdings sein liebes Lächeln und seine Tanzfertigkeit doch noch etwas besser gefiel), sondern auch bei ihren Vätern äußerst beliebt und begehrt war. Nur Gwendolein und Dörte konnten hier nicht mitreden, da die diplomatischen Beziehungen zwischen ihrem Königshaus und Lochnessien seit Jahren schon strapaziert waren – genau gesagt seitdem König Kuno in jungen Jahren dem derzeitigen lochnessischen König Bertel einen Drachen direkt vor der Nase weggeschnappt und diesen erlegt hatte. Bertel hatte Kuno dies nie wirklich verziehen, und so kam es, dass zwischen den beiden Häusern keine offene Feindschaft, aber dennoch eine eisige Stimmung herrschte.

Gwendolein seufzte deswegen immer leise auf, wenn sie wieder einen Lobgesang auf Prinz Lambert in einem Klatschpergament oder einem Brief einer Freundin las, doch ihre Missstimmung war nie von langer Dauer, denn schließlich gab es auch noch viele andere Prinzen, die sie mit einem Wimpernschlag um den Finger wickeln konnte und mit deren Vätern ihr Vater keinen Streit hatte…"


Admittedly, the prince in our story hasn't turned up in person at the court just yet - but there's no harm in briefly introducing him, right? From my keyboard straight to the blog, so to speak.

"In the days following the minstrel festival, everybody in the castle settled back into their daily routines. Princess Gwendoline basked in the glow of her success at the festival and the ball for a while, but soon went back to her favourite pastimes: Reading all the latest gossip parchments, squealing with delight whenever she read something favourable about herself and of course writing long letters to her princess friends abroad, letters in which they told each other in detail about what dresses and hairdos they wore on which occasion, whom they granted a dance and maybe even a quick flirt, and which one of their suitors they thought the most handsome, the most elegant and above all the most masculine. The general opinion was that most princesses deemed Prince Lambert of Lochnessia to be the most charming, best looking and manliest of them all. After all, Prince Lambert was not simply exquisitely educated, he was also exceptionally talented in all the dances in fashion at any court – and he had “such a sweet smile!!!” as Princess Wiebke never failed to mention in any of her letters. In addition to all these advantages, he was also the most successful dragon slayer of his generation, which admittedly scared the noble ladies a little, since the proper way to woo a princess was to lay the head of the slain beast at her feet, something most princesses found to be just a tad disgusting. But on the other hand, most kingdoms considered dragon slaying to be the most heroic deed of them all, much more heroic than victory in battle (after all, that was what generals and soldiers were for, royalty generally observed the action on the field from a safe vantage point far away) or even the killing of a wizard or a witch. The reason for that was well known: Most wizards had been smart enough to realize that in order to avoid extinction, they had to join forces with royalty and now lived at the courts, where most of the time they worked for the forces of good and just sometimes had a little fun of their own for old time’s sake, like turning a lackey into a pig or sticking the sword of one of the lowlier knights into a stone, thus forcing him to pull it out again, struggling and being laughed at by his peers. Meanwhile, the witches had followed their survival instinct just as much and focused on refining their gingerbread baking abilities. They had done this with so much success that you could see their works of art at county fairs far and wide. The most talented among them had even managed to snatch up jobs at some baronial courts, where they decorated the parks with spicy pleasure palaces and delicate placebos that were simply scrumptious enough to eat.

Thus, dragon slaying was the most enviable and admirable quality a prince could possible have, and since the hunting and killing of these beasts was a very traditional pastime in Lochnessia, nobody was surprised that Prince Lambert was better at it than any other royal offspring. This of course meant that not only the princesses considered him to be the grand prize in the prince department (even though they liked him better for his sweet smile and his dancing abilities), but that their fathers also thought he would make for a very fine son-in-law indeed. Unfortunately, Dörte and Gwendolyne had never had the chance to meet him, since the diplomatic relationship between their royal dynasty and the kingdom of Lochnessia were complicated, to say the least, for King Kuno had once in his younger, cheekier years killed a dragon that King Bertel of Lochnessia had already proclaimed was his to kill. King Bertel had never quite forgiven Kuno, and thus the two houses were not quite openly opposed to each other, but their relationship was strained and chilly, to say the least.

Gwendolyne couldn’t help but sigh whenever she read another ode to Prince Lambert in one of the gossip parchments or one of her friend’s letters, but those slightly unhappy moments passed quickly enough – after all, there were so many other princes out there she could bewitch with a shy glance and a quick batting of her eyelashes, princes whose father didn’t hold a silly old grudge against her dad…"

1 Kommentar:

  1. Nun bin ich wirklich gespannt auf Prinz Lambert und mich ekelt schon vor den Drachenköpfen. Die armen Drachen!

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